Familie Schwarz in Freudenfier eine bisher kaum gekannte Familie
von Wolfgang Schwarz, Ahornstraße 29, 34466 Wolfhagen, blackwolfing@t-online.de
Dieses Familienfoto entstand vor dem Haus des Anton Schwarz in der Kirchstraße in Freudenfier.
Einige alte Freudenfierer werden Anton Schwarz vielleicht noch so in Erinnerung haben. Dieses Bild wurde im Sommer oder im Herbst des Jahres 1938 vor seiner Haustür aufgenommen. Anton Schwarz (1) war seit 1931 Witwer. Er lebte im Hause mit seiner Tochter Maria (2) und ihrem Mann Gustav Bege (6). Im Januar 1939 starb er.
Aber der Reihe nach.
Familie Schwarz in Freudenfier
1 Anton Schwarz
Seine Kinder:
2 Maria Schwarz, 3 Anna Schwarz, 4 Anton Schwarz. Auf dem Bild fehlt mein Vater Paul Schwarz. Er diente zur Zeit bei der Reichswehr.
5 Herbert Ulrich, aus Klawittersdorf, Ehemann der Anna Schwarz, 6 Gustav Bege, Ehemann der Maria Schwarz, 7 Ruth Ulrich, Tochter der Anna und des Herbert Ulrich,
8 Theodor Bege, Bruder des Gustav Bege, Ehemann der Thekla Hoffstädt, 9 Thekla Hoffstädt, 10 Maria Bege 11 Martha Bege, 12 Irene Bege und 13 Adalbert Bege (Kinder des Theodor Bege und der Thekla Hoffstädt)
Die Schwarz in Wittkow (Witankowo)
Der erste aus der Familie Schwarz, der nach Freudenfier (Szwecja) kam, war Martin Schwarz. Er war der Sohn des Christian Schwarz aus Wittkow. Wittkow liegt an der (Reichs)-Straße (104) zwischen Deutsch Krone und Schneidemühl. Dort lebten die Schwarz nachweislich der Kirchenbücher von Schrotz seit 1789. Vermutlich kamen sie von Zechendorf nach Wittkow. Zechendorf (Czechyn) liegt ja nur wenige Kilometer von Wittkow entfernt. In den Kirchenbüchern des Kirchspiels Lebehnke, zu dem Zechendorf gehörte, sind viele Schwarz ab 1681 nachweisbar. Leider fehlen die Kirchenbücher ab 1740, so dass keine direkte Verbindung zu den Wittkower Schwarz hergestellt werden kann. Auch in Hasenberg und in Lebehnke lebten laut Kataster 1772 je eine Familie Schwarz. Auch sie könnten aus Zechendorf stammen.
Vereinzelt werden aber auch schon vor 1700 andere Schwarz in Freudenfier und in Rederitz erwähnt.
Ausschnitt aus einer Straßenkarte nach 1933
Der Vater des Martin Schwarz, Christoph Schwarz, starb 1862 in Wittkow im Alter von 42 Jahren nach einem Sturz vom Wagen. Er hinterließ seine Frau mit 8 Kindern, das jüngste war gerade 2 Monate alt, August Schwarz, der älteste Sohn, war 20 Jahre alt, Martin gerade 13 Jahre. Was die Mutter mit den Kindern weiter machte, bleibt bisher im Dunkeln, es gibt in den Schrotzer Kirchenbüchern keine Hinweise. Einzig der Weg des Martin ist weiter zu verfolgen. Er lernte nämlich Mathilde Lesnik aus Freudenfier kennen.
Die Schwarz in Freudenfier
Der Vater von Mathilde Lesnik war der Stellmacher Jacob Lesnik, die Mutter, Juliana Krefft, stammte aus Riege. Ihr Vater, Christoph Johann Krefft, war dort Dorfschullehrer. Aus seinen Nachkommen ging Jacob Eduard Krefft hervor, später Probst von Marzdorf. Die Lesniks gehörten bekanntermaßen zu den alteingesessenen Freudenfierer Familien. Sie sind bis in die Anfänge der Kirchenbücher 1666 nachweisbar. Aus Freudenfier stammen auch deren Ehefrauen. Auch sie sind alles bekannte Freudenfierer Namen: Gerth, Schur und Priebe .Martin Schwarz und Maria Lesnik heirateten am 12. Oktober 1875 in Freudenfier. Vielleicht haben sie anfangs noch bei den Eltern gewohnt. Kurze Zeit später kaufte er jedoch in Freudenfier ein Haus, vermutlich war es ein kleines Fachwerkhaus. Dieses Haus wechselte in der Vergangenheit schon mehrmals den Besitzer. Zu der Lage hieß es im Juli 1835, es liege „zwischen dem Kossäthen Peter Ewald und Martin Lesnik“. Auch die Maße wurden angegeben:
„Wohnhaus 32 Fuß lang“ (etwa 10 m), „18 Fuß tief“ (etwa 6,5 m).
Dazu gehörte auch ein Garten: „13 Ruthen lang, 4 Ruthen breit“.
1835 gehörten zu dem Besitz auch Land mit insgesamt „2 Hufen 29 Morgen“. Dieses Land kaufte Schwarz wohl mit und bestellte es, neben einem Garten.
Der letzte Besitzer war der Schuhmachermeister Christian Schur. Er verzog nach 1877 mit seiner Frau Apollonia Lenz nach Jastrow Abbau. Von ihm erwarb der „Arbeitsmann Martin Schwarz aus Freudenfier“ am 6. Januar 1879 das Haus. Zurück blieb die Mutter des Christian Schur, die Altsitzerin, Witwe Anna Schur, geb. Huhnke (Hohnke). Für sie war 9.11.1863 im Hypothekenbuch auf das Grundstück ein Leibgedinge eingetragen worden. Im Kaufvertrag behielt sie ihre Rechte. Darin wurde genau geregelt, welche Pflichten Martin gegenüber der Altsitzerin hatte. So musste er ihr eine Stube rechts vom Hauseingang, einen Keller- und einen Bodenraum überlassen, ferner ein Teil des Stalles. Den Wohnraum musste der Käufer in „stets wohnbaren, die übrigen Lokalitäten in stets brauchbaren Zustande erhalten, die Stube auch mindestens jährlich einmal weißen lassen“. Sie erhielt auch ein Stück des auf der anderen Straßenseite gegenüber liegenden Gartens, den „der Besitzer auf Verlangen der Altsitzerin frisch düngen muß“. Ihr soll außerdem im Garten ein Bienenstand zugestanden werden. „Wenn die der Altsitzerin gehörigen Bienen schwärmen, so soll es ihr freistehen dieselben einzukehren, wo sie sich angesetzt haben“… Auch stand ihr Obst zu, sie durfte sich auf dem ganzen Grundstück frei bewegen und auch ihre Hühner laufen lassen.
Er hatte also ziemliche Verpflichtungen übernommen. Jedoch verstarb Anna Huhnke (Hohnke) schon am 28.7.1880 in Freudenfier.
Martin Schwarz lebte in Freudenfier von der Landwirtschaft, später wurde er außerdem Gerichtsdiener.
Ein schwerer Schlag traf im Jahre 1894 fast die gesamte Kirchstraße in Freudenfier. In diesem Jahr brach ein großer Brand aus und zerstörte viele Häuser, so auch das Haus des Martin. An gleicher Stelle errichtete er einen Klinkerbau. Dieser war mit 14 m Länge und 8 m Breite etwas größer als das ursprüngliche Haus. Außerdem erhielt es einen Küchenanbau. Noch heute steht das Haus, leicht verändert: Die Haustür wurde zugemauert und das Haus verputzt. Das Grundstück mit 14 000 m2 zog sich bis zur Pilow.
Martin Schwarz und Rosalia Lesnik bekamen insgesamt 8 Kinder, sie wurden alle in Freudenfier geboren:
- Anton Schwarz *21.7.1876,
- Paul Schwarz *29.6.1879,
- Cornelius Schwarz *2.11.1881,
- Maria Schwarz * 7.1.1884,
- Martin Schwarz * 11.6.1886,
- Franz Schwarz *22.10.1888,
- Johann Schwarz * 30.6.1891 und
- Agnes Schwarz *29.12.1893
- Anton Schwarz, der älteste Sohn (siehe Bild oben, mein Großvater), blieb in Freudenfier, übernahm später den elterlichen Hof und heiratete eine Maria Radddatz.
- Paul Schwarz ging vermutlich als erstes der Kinder um 1900 nach Berlin. Hier diente er im 2. Gardegrenadierregiment zu Fuß. 1905 war er Unteroffizier und lebte in der Kaserne. 1917 war er Vizefeldwebel. Im Kriege wurde er zwei Mal verletzt. Nach dem Kriege arbeitete er in Berlin. Als Beruf gab er „Privatbeamter“ und „Expedient“ an. Sein Weg ist bis 1943 an Hand der Adressbücher von Berlin nachzuverfolgen. Meldeunterlagen sind aber nicht erhalten. Ob er verheiratet war, ist nicht bekannt.
Maria Schwarz mit ihrem Mann Georg Schwarz ( Aufnahme um 1935)
- Ihm folgte wohl bald seine Schwester Maria Schwarz nach. Maria kam um 1900 mit etwa 18 Jahren nach Berlin und heiratete 1905 ihren ersten Mann, Martin Prodöhl aus Zippnow. Als Beruf gab sie bei der Heirat an: „Mädchen für alles“. Er verstarb 1913 im Alter von 32 Jahren. Sie hatten ein Kind. 1922 heiratete sie ihren zweiten Mann, Schreinermeister Georg Schwarz aus Ehringen in Nordhessen. Beide zogen in seine Heimat in den damaligen Landkreis Wolfhagen, heute Landkreis Kassel. 1946 verhalf Maria meinen Eltern, die zu dieser Zeit im Lager in Berlin lebten, zu einer Zuzugsgenehmigung hierhin. So gelangten wir nach Nordhessen.
- Georg Schwarz starb 1946 in Ehringen, Maria Schwarz am 21.8.1947.
Cornelius Schwarz 1952
- Cornelius Schwarz erlernte den Schuhmacherberuf, zog nach Jastrow und erwarb seinen Meistertitel. Dort heiratete er 1908 Anna Maurer. Nach ihrem frühen Tode 1918 heiratete er ihre Schwester Helena Maurer. Aus beiden Ehen gingen Kinder hervor. Cornelius baute sich 1923 sich in Jastrow ein Haus in der Arno Manthey Str. 11. Es besaß noch keine Wasserleitung, auch keinen Kanalanschluß. Auf seinem großen Grundstück hielt er sich ein Schwein und Federvieh. Er beschäftigte in seiner „Schuh – und Stiefelmacherei“ 3 Gesellen und 2 Lehrlinge. Einer seiner Söhne, Johann Schwarz, eröffnete in Berlin später eine eigene Schuhmacherwerkstatt. Cornelius verschlug es nach dem Kriege mit seiner Frau zur Tochter Anastasia nach Bonn. Hier verstarb er am 26.4.1963, seine Frau knapp 10 Jahre später.
- Martin Schwarz diente als Gefreiter der Reserve im 1. Weltkrieg. Sein Regiment war das Infanterie-Regiment Nr. 16, Cöln, 1. Bataillon, 2. Kompanie. Er fiel noch im Jahr 1914. Da sein Regiment in Köln beheimatet war, so liegt es nahe, dass er als junger Mann ins Ruhrgebiert kam, hier im Bergbau arbeitete und auch seinen Militärdienst ableistete. Bei Krupp und anderen Bergbaufirmen ist er allerdings nicht nachweisbar. Die Fotografie wurde in Bochum aufgenommen, was seinen Aufenthalt im Ruhrgebiet als wahrscheinlich erscheinen läßt. Da er als Gefreiter der Reserve am Krieg teilnahm muss er zwischenzeitlich hier gearbeitet haben. Er wird wohlauf dem Bild zu sehen sein.
- Von Franz Schwarz ist wenig bekannt. Nach den Verlustlisten des 1. Weltkrieges diente er im Kürassier-Regiment Nr. 4, 5. Eskadron. Dieses Regiment war in Münster stationiert. Vielleicht folgte er seinem Bruder auf der Suche nach Arbeit ins Ruhrgebiet, vielleicht meldete er sich gleich zum Militär bzw. wurde eingezogen. Er fiel am 1.5.1915. (Quelle: Verlustlisten des 1. Weltkrieges)
Vermutlich Martin Schwarz um 1905 -1912, Aufnahme vom Fotografen Luis Frohwein aus Bochum. Aus der Familie Frohwein stammen mehrere Fotografen
- Johann Jacob Schwarz erlernte den Schuhmacherberuf. Er lebte und arbeitete in Berlin. 1921 heiratete er dort Auguste Gebert. Beide wohnten in Charlottenburg. Sie gehörten keiner Kirchengemeinschaft an. 1934 zogen sie in ihr neu gebautes „Kleinwohnhaus“ in einer ehemaligen Kleingartenkolonie in Berlin, heute ist es die Deutschtaler Str. Ihr Haus steht noch.Sie hatten eine Tochter. Johann muss depressiv gewesen sein. Er starb im August 1950 durch Freitod in seinem Hause.
- Agnes Schwarz ging wie ihre Geschwister ebenfalls nach Berlin und heiratete hier am 9.7.1919 in Berlin den Monteuer Otto Gladosch aus Guschterbruch. Sie hat keinen Beruf erlernt, war Hausfrau. Beide zogen schon in den 1930ern zu ihrem Bruder Johann in das neuerbaute Haus in der Deutschtaler Straße. Sie wohnten hier bis zu ihrem Tode. Agnes verstarb am 29.6.1976 in Berlin, Otto ein Jahr früher.
Agnes Schwarz, verh. Gladosch
Otto Gladosch
Martin Schwarz übergab 1908 seinen Hof an den ältesten Sohn Anton. Wenig später verstarb er im Jahre 1911. Ein Enkelkind lernt er noch kennen. Es war Maria Schwarz, die jüngste Tochter des Anton. Den „Heldentod“ seiner Söhne Martin und Franz musste er nicht mehr miterleben.