Das Gebiet nördlich der Netze, das damals so genannte „Kroner Land“, war jahrhundertelang zwischen Pommern, der Mark Brandenburg und den polnischen Herrschern heftig umstritten. Zwischen 400 und 800 n.Chr. war dieser von einigen ostischen Volksgruppen dünn besiedelte Landstrich eigenständig, also weder den Pomoranen und Pommerellen im Norden noch den Polen im Süden untertan.
Es gab keine größeren Orte. Die Siedlungen lagen meist an einem der fischreichen, von Wäldern umgebenen Seen. Durch zahlreiche Kämpfe zwischen den Polen und den Pomoranen (etwa 1000 bis 1100 n. Chr.) wurde der größte Teil der Bevölkerung vernichtet. Wir erfahren darüber u. a. durch die älteste schriftliche Nachricht, die vom Kroner Land berichtet: Im Winter 1107 eroberte und zerstörte der polnische Heerführer Skarbimir die Feste Bitom, also den Schloßberg im Böthinsee. Dieser Erfolg war möglich, weil der See eine geschlossene Eisdecke hatte.
Die Neubesiedlung des Landes erfolgte im Zuge der „Deutschen Ostkolonisation“, die vom damaligen Reichsgebiet ausging. Sie vollzog sich nicht als eine auffällige Aktion, sondern in einer Fülle scheinbar zusammenhangloser Einzelgeschehen.
Die Grenzfürsten östlich der Elbe riefen bereits im 12. Jahrhundert deutsche Siedler aus dem Westen ins Land, um es bewirtschaften zu lassen. Um 1200 waren die Marken östlich der einstigen Elbe-Saale-Grenze schon weitgehend eingedeutscht. Seit dem 13. Jahrhundert zogen viele Bauern und Bürger, Kaufleute, Ritter und Mönche siedelnd und kultivierend weiter ostwärts. Diese Besiedlung hatte keine einheitliche Zielsetzung, sondern geschah auf Grund zufälliger Anforderungen, deshalb füllte sie das Land nur ungleichmäßig aus.
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts war Mecklenburg bereits überwiegend deutsch, und nun breitete sich die Kolonisation nach Pommern aus, wo deutsche Missionare schon seit Otto von Bamberg (geb. um 1060, gest. 1139) Fuß gefaßt hatten. Nach dem Vorbild Mecklenburgs wurden auch hier deutsche Ritter belehnt, um Bauern ins Land zu holen. Deutscher Adel wanderte in großer Zahl ein und wurde auf Gütern mittlerer Größe ansässig.
Auch die Orden (Templer, Johanniter und Deutscher Orden) besiedelten ihren reichen Besitz mit deutschen Zinsbauern. Nicht zuletzt beauftragten die Landesfürsten kapitalkräftige Siedlungsunternehmer, sogenannte „Lokatoren“, mit der Anwerbung und Ansiedlung deutscher Bauern und Handwerker. Diese Lokatoren waren meist bürgerlicher oder ritterlicher Herkunft. Ihnen wurden im allgemeinen das Erbschulzenamt und ein größerer Landanteil zuerkannt, verbunden mit der niederen Gerichtsbarkeit und mit besonderen Gerechtsamen wie Mühlenbetrieb, Fischerei, Krugwirtschaft usw.
Die Umsiedler wurden nicht durch die Aussicht auf leichten Gewinn oder durch Abenteuerlust in den Osten gelockt. Sie kamen nicht in reiche Länder, sondern zu harter Arbeit auf bisher nicht bestelltem Boden. Die geringe slawische Bevölkerung wurde fast nirgends von ihnen verdrängt oder unterdrückt, sie wurde nur bald überflügelt von der intensiveren Leistung und der höher entwickelten Technik der deutschen Siedler, die beispielsweise mit ihrem eisernen Scharpflug auch schwere Böden ertragreich bearbeiten konnten. Sie entwässerten Sumpfland, rodeten Wälder und brachten die Erfahrungen der Dreifelderwirtschaft mit. Sie wurden überall „nach deutschem Recht“ angesiedelt. Dieses „ius Teutonicum“ bedeutete vor allen Dingen persönliche Freiheit (also keine grundhörige Abhängigkeit oder Bindung), Erb- und Verfügungsrecht über Hab und Gut, Ersatz der Dienstpflichten durch festen Zins und ein eigenes Schultheißengericht. Das gab den Siedlern eine gesicherte Stellung.
Die Mark Brandenburg war schon durch die Askanier seit Albrecht dem Bären (geb. um 1100, gest. 1170) zielgerichtet mit Deutschen besiedelt und im 13. Jahrhundert mit Städten versehen worden. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts griff die askanische Politik auf die Gebiete östlich der Oder über.
Das zwischen Pommern und Polen umstrittene Grenzland, die spätere „Neumark“, zu der das Kroner Land gehörte, kam um 1250 an Brandenburg und wurde auch von dorther besiedelt. Eine bedeutende Rolle spielte dabei das ursprünglich holsteinische Geschlecht von Wedel (auch Wedell), das in der Neumark anscheinend zu fast landesherrlicher Stellung aufstieg. Die Pommern und Polen beschlossen zwar im Vertrag von Nakel, den Brandenburgern die Neumark zu entreißen, König Kasimir von Polen erkannte jedoch in dem mit Markgraf Ludwig im Jahre 1334 geschlossenen Friedensvertrag alle Erwerbungen Brandenburgs an, so daß das Kroner Land während der nächsten drei Jahrzehnte ein Teil der Neumark blieb.
Die meisten Orte im Kreis Deutsch Krone waren im 13. und 14. Jahrhundert gegründet worden und gehörten bis 1368 zur Mark Brandenburg, dann trat Markgraf Otto der Faule das Gebiet an Polen ab. Doch Kasimir der Große, polnischer König von 1333 bis 1370, vertrat keine übersteigerte Nationalstaats-Idee und betrieb überhaupt eine sehr kluge Politik. Folglich ging die Kolonisation zügig weiter, die Gründung neuer Dörfer und Städte nach deutschem Recht schritt fort, und die Bevölkerung des Kroner Landes blieb auch während der folgenden vier Jahrhunderte überwiegend deutsch.
Die Aufbauarbeit der deutschen Siedler wurde leider immer wieder durch Kriege und brandschatzende Soldateska unterbrochen und zurückgeworfen, beispielsweise durch die Kämpfe zwischen den Polen und dem Deutschen Orden im 15. Jahrhundert oder durch die Schwedischen Kriege im 17. und 18. Jahrhundert.
Im Zuge der 1. Polnischen Teilung im Jahre 1772 kam das Kroner Land an Preußen und hundert Jahre später zum Deutschen Reich. In dieser Zeit wurde auch der Kreis Deutsch Krone gebildet, dessen Grenzen im wesentlichen bis 1945 Bestand hatten.